Pressebericht: Strampeln für das Cuxland
Die Nordsee-Zeitung berichtete am 23. Sept. 2015
VON INGA HANSEN
LOXSTEDT/HHAGEN. „Wenn Engel reisen“, freut sich Eva Viehoff und blinzelt in die Sonne, die am Mittag hervorlugt. Am Vormittag hat es aus Eimern gegossen. Davon lassen sich die drei stellvertretenden Landräte – neben Viehoff (Grüne) Annette Faße und Gunnar Wegener (beide SPD) – bei ihrer mehr als 40 Kilometer langen Radtour durch den Südkreis nicht abschrecken. „Mach Urlaub in deinem Landkreis“ ist das Motto.
Ihren eigenen Urlaub haben die Politiker weit weg verbracht – Schweden-Fan Viehoff in Smaland, Wegener in Frankreich und Faße auf einer Ostsee-Kreuzreise. Gemeinsam haben die drei Ehrenamtlichen und ihr hauptamtliches Pendant, Kai-Uwe Bielefeld (parteilos), die Idee ausgeheckt. „Wir wollen zeigen, welche Schönheiten das Cuxland zu bieten hat und wie man sie sich wunderbar per Rad erschließen kann“, sagt Viehoff. Per E-Bike genauer gesagt. Elektroräder gelten als zukunftsträchtig im Cuxland, das vom Radtourismus profitiert und noch mehr profitieren möchte.
Einer fehlt an diesem Morgen: Bielefeld. Der Landrat hat sich kurzfristig abgemeldet. Nicht das Wetter, sondern die Flüchtlingsprobleme sind der Grund. So starten die anderen ohne ihn in Lunestedt. Dort stellt Naturschützer Hermann Kück das Otterbiotop vor, das er zusammen mit Mitstreitern vom Klärteich zum Naturparadies ausgebaut hat. Über den Kanuanleger an der Lune, die Moorkate in Hollen, die an die Geschichte der Moorkolonie erinnert, geht es über schmale Straßen weiter Richtung Schwegen und Büttel. „Wir haben sogar einem Bauern beim Kühetreiben geholfen“, erzählt Viehoff.
Die Grüne genießt die Pause hinterm Deich in Indiek. Melkhus-Betreiberin Angelika Meier-Oetjen hat aufgefahren. Lachstaler, Champignoncremesuppe und Ammerländer Leuchtturm – Pfefferminzlikör mit Buttermilch – erwartet die Radler. Und eine Klage. Meier-Oetjen fühlt sich mit ihrem Melkhus stiefmütterlich behandelt. „Hier kommen die Leute nur durch Zufall vorbei“, sagt sie. Der offizielle Weser-Radweg führe auf der anderen Weserseite entlang, im Restaurantführer der Gemeinde tauche sie mit ihrem Angebot nicht auf.
Haken tut‘s auch anderswo. Auf der Weiterfahrt am Deich entlang machen die ersten Akkus schlapp. „Wir brauchen hier offenbar noch mehr Aufladestationen“, sagt Fiedler. Bislang gibt es im Südkreis nur eine, im Hotel „Land & Stil“ in Dorfhagen.
In Rechtenfleth führen Hardy Köhler und Sabine Rieß-Schäfer die Radler durchs Hermann-Allmers-Haus. Es stellt sich heraus, dass auch Tourismusexperten und altgediente Politiker in den Weiten des Cuxlands Überraschungen erleben können.
„Was ist das für ein Heiliger?“, entfährt es Anke Fiedler beim Anblick des Denkmals von Karl dem Großen, dass Allmers am Deich hat aufstellen lassen. Und SPD-Urgestein Wegener gesteht, dass er noch nie in der Künstlervilla war, deren Existenz der Kreis im vergangenen Jahr mit einer Finanzspritze gesichert hat. Beim Rundgang aber wird sein Interesse geweckt. Immerhin erfährt er, dass Allmers auf seinem Anwesen nach der Revolution 1848 mal einen Freund von Karl Marx auf seiner Flucht vor dem Staat versteckt hat. „Da komme ich doch noch mal wieder“, sagt er und grinst. Vielleicht in seinem nächsten Urlaub.
Per Rad durchs Cuxland
1700 Kilometer beschilderte Radwanderwege gibt es im Cuxland, dazu zählen 8 Fernwege und 22 Tagestouren. Mehr Informationen gibt es unter www.cuxland.de, wo man sich die Karten auch herunterladen kann.
Hier lesen Sie den TOURILOX-Bericht