Hetthorn

Foto von Herbstbäumen in Hetthorn, Foto ©RTG

Informationen zu Hetthorn

  • 86 Einwohner (Juni 2017)
  • Landwirtschaft, Pferdesport und Pferdezucht prägen die Ortschaft.
  • Bis 2008 fanden Open-Air Frühlingsfeste auf dem Hof von Carl Becken statt.

 

Foto von Kühen in Hetthorn, Foto ©RTG

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Nordseezeitung - Serie 'familienfreundlich' vom 12.06.2012


Vom Gut zum Agrar-Riesen

Hetthorn ist landwirtschaftlich geprägt – Aus dem einstigen Rittergut ist ein 500-Kuh-Betrieb geworden

Der Blick von Süden auf Hetthorn: Am oberen Bildrand sieht man den Hof von Carl Becken mitsamt der Biogas-Anlage. Luftfoto ScheerVon INGA HANSEN
HETTHORN. Verlaufen kann man sich in Hetthorn nicht. Es gibt gerade mal drei Straßen und eine Handvoll Häuser. Vielleicht ist das der Grund, weshalb das 93-Seelen-Dorf einen im Landkreis wohl einzigartigen Status hat: Es ist 1974, als der Ort der Gemeinde Loxstedt beitrat, komplett als Außenbereich ausgewiesen worden. Das heißt, es darf seither privat nicht mehr neu gebaut werden.

„Das hat das Dorf natürlich geprägt“, sagt Helmut Schwarting, der sich mit der Geschichte seines Heimatortes beschäftigt hat. Während anderswo im Kreis der Bauboom ausbrach, ist Hetthorn klein und überschaubar geblieben. Und die Zahl der Einwohner, die nach dem Zweiten Weltkrieg durch die Flüchtlinge aus dem Osten auf 179 hochgeschnellt war und 1981 immer noch 122 betrug, ist geschrumpft.
   Hetthorn ist landwirtschaftlich geprägt. Bis heute. In den 60er Jahren gab es noch zwölf Vollerwerbsbetriebe, heute sind es nur noch zwei, darunter der von Carl Becken, der einen der Nachfolgehöfe des alten Gutes zum Großbetrieb mit 500 Kühen, einer Biogas-Anlage und einem Lohnunternehmen ausgebaut hat. Daneben gibt es einen Nebenerwerbsbetrieb, der extensiv Fleisch-Rinder züchtet, und inzwischen acht Pferdehalter, darunter ein Gestüt und ein Reiterhof.
   Entstanden ist das Gut Hetthorn als eine Außenstelle des Ritterguts Holte. Der Name leitet sich aus dem plattdeutschen „He het dat Horn“ (Er hat das Horn) ab. Das Horn war damals eine Utensilie der Vieh- und Schweinehirten. 1382 wurde Hetthorn zum ersten Mal in alten Schriften erwähnt. Die Gutsherren versuchten damals, durch die Kolonisation des Moores und die Schaffung von Meier- oder Köthnerstellen – das heißt die Vergabe von Land an Kleinbauern, die dafür ihren Zehnten beim Gutsbesitzer entrichten mussten – eigene Herrschaftszentren zu schaffen.
   Ab dem 15. Jahrhundert war das Rittergut gut 200 Jahre lang in der Hand der Familie von Behr. Das Gut ging später durch viele Hände. „Der Adel“, sagt Heimatforscher Schwarting verschmitzt, „hat damals ja gut gelebt und oft alles versoffen“. 1839 wurde das Gut von dem Bürgerlichen Allerich Becken gekauft. 1905 teilte sein Sohn Carl das Gut, das damals 2000 Morgen Land umfasste und zu dem zeitweise auch eine Ziegelei und eine Torfstreufabrik gehörte, unter seinen Söhnen auf – aus einem der drei Höfe entstand der heutige Hof Becken.

1911 niedergebrannt

1911 brannte das große Gutsgebäude komplett nieder, vermutlich war es Brandstiftung. „In dem alten Fachwerkhaus ist quasi die ganze Geschichte Hetthorns mit verbrannt“, sagt Schwarting. Der Hof wurde – deutlich kleiner – wieder aufgebaut, brannte 1930 aber erneut nieder und wurde 1937 zwangsversteigert. Bis 1995 wurde der Betrieb bewirtschaftet.
   Zu dieser Zeit hatte Hetthorn seine Selbstständigkeit lange verloren. 1968 wurde es von Stotel eingemeindet, weil sich in dem kleinen Dorf keiner mehr fand, der Bürgermeister werden wollte. 1974 fiel es dann an die neu gegründete Einheitsgemeinde Loxstedt. Die tat sich anfangs nicht gerade hervor: In der Nähe von Hetthorn wurde eine Faulschlamm-Deponie für Klärreste geschaffen. Eine Zeitbombe, wie sich herausstellte. Die Dämme, die das Ganze einschlossen, versackten, die graue Brühe sickerte über den Kanal in die Lune. 1984, nachdem Umweltverbände eine Belastung mit Ammonium gemessen hatten, die 120-fach über dem Grenzwert lag, wurde das Baden in der Lune verboten und die Deponie geschlossen.
   Bekannt geworden ist Hetthorn vor allem durch das große Frühlingsfest, das Carl Becken über Jahre in seiner Scheune veranstaltet hat. Über 4000 Tanz- und Feierwütige aus der ganzen Region lockte es an, sogar aus Hannover und Wilhelmshaven reisten sie per Bus an. 2009 hat Becken es zum letzten Mal veranstaltet. Das Dorf hat damit eine Attraktion verloren.

Chronik

1382 wurde Hetthorn erstmals in alten Schriften erwähnt. Das große Gutsgebäude, Herz des Ortes, brannte 1911 nieder.